Vortrag: Otto Merkt und der Nationalsozialismus in Kempten


Am Donnerstag, den 24. Oktober 2024, findet in Kempten ein bedeutender Vortrag über Dr. Otto Merkt und seine Rolle während des Nationalsozialismus statt. Die Historikerin Katrin Holly M.A. präsentiert dabei neueste Forschungsergebnisse zu einem kontroversen Kapitel der Geschichte des ehemaligen Kemptener Oberbürgermeisters. Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr in der Josephinen-Kapelle des Margaretha- und Josephinen-Stifts.

Dr. Otto Merkt, der von 1919 bis 1942 und kurzzeitig 1945 Oberbürgermeister von Kempten war, gilt als eine prägende Figur der Stadtgeschichte. Als Kommunalpolitiker legte er den Grundstein für die Entwicklung Kemptens zur Metropole des Allgäus. In den Jahren seiner Amtszeit trieb er wichtige Infrastrukturprojekte voran, darunter die Gemeinnützige Baugenossenschaft und die Gründung des Allgäuer Überlandwerks (AÜW). Zudem stärkte er die Stadt als Zentrum der Milchwirtschaft mit Einrichtungen wie der Butter- und Käsebörse, dem Haus der Milchwirtschaft und der Allgäuer Tierzuchthalle.

Merkts Engagement ging weit über die Stadtentwicklung hinaus. Als Heimatforscher gründete er das Allgäuer Heimatmuseum, erweiterte das Stadtarchiv und finanzierte eigenständig die Anbringung von über 2000 Gedenktafeln an historischen Gebäuden. Unter seiner Führung wurde 1929 die institutionalisierte Heimatpflege für Schwaben, Bayern und Deutschland ins Leben gerufen.

Gleichzeitig war Merkt tief in das völkisch-nationalistische Gedankengut verwickelt. Schon vor 1933 sprach er sich offen für rassenhygienische Maßnahmen aus und befürwortete Zwangssterilisationen. Seine ideologischen Verstrickungen in die allgäu-schwäbische Heimatschutzbewegung und sein Wirken während der nationalsozialistischen Zeit stehen im Zentrum des Vortrags. Obwohl er als Oberbürgermeister viele Verdienste für Kempten erlangte, war er politisch und gesellschaftlich eine ambivalente Figur.

Merkt widersetzte sich den Nationalsozialisten an mehreren Stellen: 1933 wurde er verhaftet, weil er sich weigerte, die Hakenkreuzfahne am Rathaus zu hissen. Im Jahr 1942 wurde er seines Amtes enthoben, nachdem er gegen die Deportation älterer jüdischer Bürger in Kempten protestiert hatte. Dennoch bleibt seine Rolle während der NS-Zeit, insbesondere seine völkischen und rassenhygienischen Überzeugungen, ein Thema intensiver Diskussion und Forschung.

Veranstaltungsdetails:

  • Termin: Donnerstag, 24. Oktober 2024, 19:00 Uhr
  • Ort: Josephinen-Kapelle im Margaretha- und Josephinen-Stift, Adenauerring 39, 87439 Kempten (Allgäu)
  • Eintritt: Auf Spendenbasis, zugunsten des Projekts 'DemokratieWerkStadt' des Stadtjugendrings Kempten
  • Kartenreservierung:
    Anmeldung beim Kulturamt Kempten unter
    Tel: 0831/2525-7777 oder per Mail: museen@kempten.de

Dr. Otto Merkt war eine vielschichtige und kontroverse Persönlichkeit der bayerisch-schwäbischen Geschichte. Er prägte die Entwicklung Kemptens nachhaltig, engagierte sich in der Heimatforschung und war in der altkatholischen Gemeinde aktiv, woraus nach seinem Tod 1951 die Kirche Maria von Magdala in Kempten errichtet wurde. Zugleich verkörperte er mit seinen rassenhygienischen Ansichten ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte. Der Vortrag von Katrin Holly M.A. bietet eine differenzierte Betrachtung dieser einflussreichen Figur und gibt neue Einblicke in seine Verstrickungen in den Nationalsozialismus.

Der Vortrag findet im Rahmen der 'Bewegter Donnerstag'-Reihe statt und richtet sich an alle, die sich mit der Geschichte Kemptens, der Heimatforschung und den Verstrickungen lokaler Persönlichkeiten in das NS-Regime auseinandersetzen möchten.


Für alle, die sich intensiver mit Otto Merkt und seiner Zeit auseinandersetzen möchten, bietet der Vortrag eine Gelegenheit, sowohl seine kommunalpolitischen Erfolge als auch seine ideologischen Schattenseiten kennenzulernen.

Foto: Dr_Otto_Merkt_1934_c_Stadtarchiv_Kempten

Margaretha- und Josephinen-Stift gGmbH
Veranstalter:
Kulturamt Stadt Kempten (Allgäu); kunstnacht@kempten.de; https://kunstnacht-kempten.de/
Zuletzt geändert
Montag, 21. Oktober 2024 - 11:31