Bärbele- und Klausentreiben in Immenstadt

Dunkelheit legt sich über den Marienplatz, Schellen ertönen, Masken blitzen auf – mit dem Bärbele- und Klausentreiben in Immenstadt beginnt Anfang Dezember eine der eindrucksvollsten Brauchtumsveranstaltungen im Allgäu. Zwischen mystischer Gestalt und lärmendem Spektakel wird hier eine jahrhundertealte Tradition lebendig.

Bärbele- und Klausentreiben in Immenstadt

Den Auftakt macht am 4. Dezember das Bärbeletreiben, benannt nach der heiligen Barbara. In den Straßen von Immenstadt im Allgäu erscheinen Frauen und Mädchen mit moosbedeckten Masken, weißen Tüchern und alten Schürzen. Lautlos schleichen sie durch die Gassen – geheimnisvoll, fast gespenstisch. Der Brauch ist fest mit dem Glauben an Naturgeister und das Winterdunkel verwoben.

Tags darauf, am 5. Dezember, übernimmt die rohe Energie der Klausen das Geschehen. Ab 19 Uhr versammeln sich die verkleideten Gestalten mit zotteligen Fellen, schweren Glocken und Weidenruten auf dem Marienplatz. In einem markanten Ritual tanzen sie im Kreis, lassen die Schellen erklingen und sorgen mit ihren Bewegungen für Gänsehaut bei den Zuschauenden.

Der zweite Tag, der 6. Dezember, beginnt milder: Der heilige Nikolaus tritt auf und verteilt Geschenke an die Kinder. Erst danach ziehen die Klausen erneut durch die Stadt. In ihrer Gestalt verbinden sich heidnische Winterdämonen mit christlicher Symbolik. Für viele Kinder ist das Ritual ein erstes, bleibendes Erlebnis zwischen Furcht und Faszination.

Begleitet wird die dreitägige Veranstaltung von typischen Genüssen wie Glühwein und den beliebten Klausenmännle aus Hefeteig. Wer sich dem Geschehen stellt, erlebt nicht nur eine Traditionspflege, sondern eine lebendige Ausdrucksform alpiner Kultur – roh, archaisch und unmittelbar.

Der Veranstaltungsort Immenstadt mit seinen historischen Gassen bietet dafür die passende Kulisse. Das Publikum ist durchmischt: Familien, Jugendliche, Fotograf:innen, Brauchtumsfreunde – alle eint das Staunen über die kraftvolle Präsenz der Figuren, deren Wurzeln bis ins Mittelalter reichen dürften.

Bärbele- und Klausentreiben in Immenstadt ist keine Inszenierung, sondern gelebtes Ritual. Es hält das Spannungsverhältnis zwischen Licht und Dunkel, Strenge und Gabe, fest – mitten in der Vorweihnachtszeit.

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Bild: www.instagram.com/klausen_und_baerbeleverein

 
 
 
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In einer Zeit, in der traditionelle Bräuche zunehmend in Vergessenheit geraten oder als touristische Spektakel vermarktet werden, bietet das Bärbele- und Klausentreiben in Immenstadt eine eindrucksvolle Gelegenheit, sich mit den eigenen kulturellen Wurzeln auseinanderzusetzen. Dieses Fest ist mehr als nur ein nostalgischer Rückblick; es ist eine lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die eindringlichen Figuren, die durch die Straßen ziehen, erinnern an eine Ära, in der die Menschheit noch stärker im Einklang mit den Jahreszeiten und der Natur lebte. Gleichzeitig stellt das Ritual eine Gelegenheit dar, sich mit den eigenen Ängsten und der Faszination für das Unbekannte und Mystische auseinanderzusetzen, was in der heutigen, oft rationalisierten Welt eine seltene Erfahrung darstellt.

Darüber hinaus fungiert das Bärbele- und Klausentreiben als ein starkes Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt. In einer Welt, die durch digitale Vernetzung zwar globaler, aber oft auch anonymer wird, bietet das Fest einen Raum für echte Begegnungen und gemeinschaftliche Erlebnisse. Menschen aus verschiedenen Generationen und Hintergründen kommen zusammen, um an einem kollektiven Erlebnis teilzuhaben, das durch seine Authentizität und Ursprünglichkeit besticht. Diese gemeinsame Erfahrung stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit und vermittelt Werte wie Respekt vor der Tradition und Offenheit für die kulturelle Vielfalt. Insofern leistet das Bärbele- und Klausentreiben einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs und zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts.

 
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Ort:
Marienplatz Immenstadt