Führungen im Franziskanerkloster Füssen: Die Wundmale Christi - 800 Jahre Stigmatisierung des Hl. Franz von Assisi


Im malerischen Franziskanerkloster Füssen finden im September und Oktober thematische Führungen unter dem Titel 'Die Wundmale Christi - 800 Jahre Stigmatisierung des Hl. Franz von Assisi' statt. Jeden Dienstag wird dabei das Leben und Wirken des Heiligen Franz von Assisi in den Mittelpunkt gerückt, mit einem besonderen Fokus auf die spirituelle und theologische Bedeutung seiner Stigmata. Treffpunkt für diese einstündige Veranstaltung ist der Franziskanergarten des Klosters. Der Eintritt ist frei und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Heilige Franz von Assisi und die Stigmata

Franz von Assisi (1181/82-1226) gilt als Gründer des Franziskanerordens und als eine der bedeutendsten Gestalten der mittelalterlichen Christenheit. Im Jahr 1224, zwei Jahre vor seinem Tod, erlebte er auf dem Berg La Verna ein mystisches Ereignis, das als die erste überlieferte Stigmatisierung in der Geschichte des Christentums gilt. Franziskus erhielt die sogenannten 'fünf Wundmale Christi' - eine symbolische Nachbildung der Wunden, die Jesus am Kreuz erlitt: an Händen, Füßen und der Seite.

Dieser Akt der Stigmatisierung wurde sowohl von seinen Zeitgenossen als auch von der Kirche als Zeichen göttlicher Gnade und eines außerordentlich tiefen spirituellen Lebens interpretiert. Franziskus' Wundmale wurden nicht nur zu einem zentralen Element seiner Heiligsprechung, sondern auch zu einem Schlüsselthema in der Ikonografie und Theologie des Mittelalters. Die Führungen im Franziskanerkloster greifen diese Thematik auf und ermöglichen einen vertieften Einblick in die Bedeutung der Stigmata in der franziskanischen Tradition sowie die Mystik und die Legendenbildung rund um den Heiligen.

Das Franziskanerkloster Füssen

Das Kloster selbst wurde im Jahr 1628 gegründet und ist seither ein fester Bestandteil des religiösen Lebens in Füssen. Ursprünglich von Heinrich von Knoeringen, dem Fürstbischof von Augsburg, und Abt Martin von St. Mang errichtet, folgte es den Prinzipien des franziskanischen Lebens, das von Armut, Demut und dem Dienst am Nächsten geprägt ist. Die Franziskaner übernahmen das geistliche Leben in der Stadt nach dem Abzug der Jesuiten und wirkten hier sowohl in der Predigt als auch in der Seelsorge, besonders unter den einfachen Menschen. Im 18. Jahrhundert wurde das Kloster erweitert und die Kirche St. Stephan neu erbaut, die heute noch mit ihrer schlichten Rokoko-Ausstattung beeindruckt.

Das Kloster spielte über die Jahrhunderte hinweg eine wichtige Rolle in der Kur- und Touristenseelsorge und diente darüber hinaus als Hospiz für alternde Franziskaner. Trotz der politischen Umbrüche und der Säkularisation, bei der viele Klöster in Bayern aufgelöst wurden, konnte das Franziskanerkloster Füssen bestehen bleiben und prägt auch heute das Stadtbild am östlichen Stadtrand.

Inhalt der Führungen

Die thematischen Führungen im Kloster nehmen die Teilnehmer mit auf eine Reise durch die Geschichte der Stigmatisierung des Heiligen Franziskus und beleuchten die tiefere spirituelle Bedeutung dieses Ereignisses. Die Besucher erfahren mehr über:

  • Die Lebensgeschichte von Franz von Assisi: von seiner Kindheit, seiner radikalen Abkehr vom Wohlstand, hin zu seinem demütigen und einfachen Leben in der Nachfolge Christi.
  • Die Stigmata: das historische und spirituelle Ereignis von 1224, das Franziskus in der Einsamkeit der Berge als körperliche und seelische Verbindung zu Jesus Christus erfuhr.
  • Die franziskanische Spiritualität: Der Orden, der auf den Grundsätzen des Heiligen Franz beruht, zeichnet sich durch seine enge Bindung zur Natur und die Betonung von Armut, Einfachheit und Nähe zu den Armen aus. Die Teilnehmer erfahren, wie diese Spiritualität auch heute noch im Kloster gelebt wird.

Die Führung bietet auch Gelegenheit, das beeindruckende Ambiente des Klosters und seiner Umgebung zu erleben. Der Franziskanergarten, in dem die Führung beginnt, lädt zum Verweilen und zur stillen Einkehr ein.

Das Kloster und die Stadt Füssen

Das Franziskanerkloster liegt in unmittelbarer Nähe zur Altstadt von Füssen und bildet zusammen mit dem Hohen Schloss und der Klosteranlage St. Mang einen wesentlichen Teil des kulturellen und spirituellen Erbes der Region. Die Führungen geben nicht nur Einblicke in das Leben des Heiligen Franz von Assisi, sondern verankern die Besucher auch in der reichhaltigen Geschichte dieser traditionsreichen Stadt.

Seit 1979 gehört das Kloster dem Bistum Augsburg, das die Gebäude und die Kirche St. Stephan umfassend renoviert hat. Heute leben hier noch einige Franziskanerbrüder, die sich in der Seelsorge und im Gemeindeleben engagieren. Besonders bei Kurgästen und Touristen, die Füssen besuchen, ist das Kloster ein Ort der Einkehr und Reflexion.

Die Führungen im Franziskanerkloster Füssen bieten eine wunderbare Möglichkeit, Geschichte und Spiritualität miteinander zu verbinden. Die Veranstaltung ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken des Heiligen Franziskus und gibt zugleich einen einzigartigen Einblick in die franziskanische Tradition. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Geschichts- und Religionsinteressierte, sondern auch für alle, die auf der Suche nach innerer Ruhe und einem Moment der Besinnung sind.

Franzikanergarten, Füssen
Zuletzt geändert
Freitag, 18. Oktober 2024 - 11:40