Der 15. Kräuter- und Kunsthandwerkermarkt in Jungholz, Tirol, verspricht ein Fest der Sinne zu werden. Mit etwa 80 Ausstellern, die ihre handgefertigten Kräuterprodukte und kreativen Werke präsentieren, bietet dieser Markt am 4. August 2024 ein unvergessliches Erlebnis für Besucher jeden Alters. Die Geschichte und Traditionen dieser einzigartigen Gemeinde, die seit Jahrhunderten zwischen Tirol und Bayern pendelt, werden mit Hingabe gepflegt.
Am 4. August 2024 öffnet Jungholz in Tirol, Österreich, seine Pforten zum 15. Kräuter- und Kunsthandwerkermarkt. Von 10:00 bis 18:00 Uhr präsentieren rund 80 Aussteller ihre handgemachten Kräuterprodukte und kreativen Werke aus eigenen Werkstätten. Eine Vielzahl einzigartiger Stücke, von dekorativen Gartenaccessoires über kunstvoll gestaltete Töpferwaren bis hin zu filigranen Holzartikeln und Schmuck, laden zum Stöbern und Staunen ein. Häkel-, Näh- und Filzarbeiten runden das Angebot ab, und ein buntes Kinderprogramm sorgt dafür, dass auch die jüngsten Gäste ihren Spaß haben. Die Veranstaltung findet bei jeder Witterung statt, und der Eintritt ist frei.
Zwischen Tirol und Bayern: Die aufregende Geschichte der Gemeinde Jungholz
Jungholz, erstmals unter dem Namen „Junckholz“ am 24. Juni 1342 urkundlich erwähnt, blickt auf eine faszinierende Geschichte zurück. Diese kleine Gemeinde erlebte im Laufe der Jahrhunderte eine bemerkenswerte Reise zwischen Tirol und Bayern. Ein Wertacher Bürger verkaufte „Junckholz“ an Heinz Lochpyler, ein Mitglied der Marktgenossenschaft Tannheim. Kirchlich gehörte Jungholz jedoch zur Pfarre Wertach, die dem Marktbereich des Fürstbischofs von Augsburg unterstand. Diese komplexe Zugehörigkeit führte dazu, dass die Jungholzer ihre Abgaben an das Tannheimer Tal entrichten mussten.
Im 15. Jahrhundert gelangten die Tiroler Landesfürsten in den Besitz der Allgäuer Ländereien im Tannheimer Tal, was Jungholz zu einem Teil Tirols machte. Dies stieß auf Widerstand des Fürstbistums Augsburg, wodurch Jungholz sich lange Zeit in einer Art geografischem Schwebezustand zwischen Tirol und Bayern befand. Anfang des 19. Jahrhunderts geriet das Tannheimer Tal unter bayerische Verwaltung, doch Jungholz kehrte 1814 wieder zu Tirol und somit zu Österreich zurück.
Mit dem „Zollanschlussvertrag“ vom 3. Mai 1868 wurde Jungholz den umliegenden bayerischen Gemeinden gleichgestellt. Doch die wechselhafte Geschichte war damit nicht beendet: Zwischen 1938 und 1945 war Jungholz dem Kreis Sonthofen im Regierungsbezirk Schwaben angeschlossen.
Pflege von Traditionen und Brauchtum
Trotz dieser turbulenten Vergangenheit bewahrt Jungholz seine Traditionen mit Hingabe. Jedes Jahr am ersten Mai wird ein imposanter Maibaum aufgestellt, begleitet von den festlichen Klängen einer Musikkapelle. Ein weiterer wichtiger Brauch ist die Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt am 15. August, bei der Blumen- und Kräuterbüschel in der Pfarrkirche Maria Namen geweiht und dann in den Wohnhäusern aufgehängt werden, um Schutz vor Blitzschlag und Krankheiten zu bieten.
Der Kräuter- und Handwerkermarkt, der jedes Jahr am ersten Sonntag im August stattfindet, ist ein weiteres Highlight im Kalender von Jungholz. Zudem erinnern die Herz-Jesu-Feuer am Kamm des Sorgschrofens an den erfolgreichen Widerstand gegen napoleonische Truppen, ein symbolträchtiges Ritual, das die Gemeinschaft stärkt und die historische Verbundenheit feiert.
Musikalische Traditionen
Eine besondere musikalische Tradition in Jungholz ist das Alphornblasen, das seit 40 Jahren gepflegt wird. Zwischen Ende Juli und Anfang September erfüllen die Klänge der Alphörner jeden Dienstagabend ab 20 Uhr den Bischlaghang. Diese musikalischen Darbietungen erfreuen sowohl Einheimische als auch Gäste und verleihen besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Firmenveranstaltungen oder Hochzeiten eine einzigartige Atmosphäre.
Die lebendige Geschichte und die reichen Traditionen machen Jungholz zu einem Ort, der nicht nur durch seine malerische Lage besticht, sondern auch durch seine kulturelle Tiefe und Gemeinschaft. Der 15. Kräuter- und Kunsthandwerkermarkt ist ein Spiegel dieser lebendigen Traditionen und bietet eine einmalige Gelegenheit, in das reiche Erbe dieser außergewöhnlichen Gemeinde einzutauchen.
